Brücke über die Emscher bei Recklinghausen im Ruhrgebiet
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NRW in Grün

Hier kannst Du Nachhaltigkeit in Bestform erleben

Nordrhein-Westfalen ist vielen als Wirtschaftsmotor Deutschlands bekannt. Das Bundesland im Westen der Republik hat das mit Abstand höchste Bruttoinlandsprodukt aller Bundesländer. Zudem ist es der Mittelpunkt der sogenannten Blauen Banane sowie ein Zentrum für zahlreiche Branchen und ein Drehkreuz für die europäische Logistik. Aber kann NRW auch grün sein?

Die Antwort lautet ganz klar: Ja! NRW hat umfassende landeseigene Programme zur Förderung der Elektromobilität, gehört zur Spitzengruppe bei der Anzahl an Ladesäulen und ist Vorreiter bei der Installations- und Nachrüstpflicht für Photovoltaikanlagen. Klingt das zu abstrakt? Vielleicht. Allerdings hat Nordrhein-Westfalen noch viele andere grüne und nachhaltige Ecken, die sich hervorragend für Ausflüge und Besuche eignen. Interessiert? Hier sind fünf Tipps für Dich!

Die renaturierte Emscher

Die Emscher war über viele Jahrzehnte hinweg für das Ruhrgebiet ähnlich wichtig wie die Ruhr. Sie hatte jedoch den zweifelhaften Ruf, der wohl dreckigste Fluss NRWs zu sein. Von den Pott-Bewohnern wurde sie deshalb abschätzig als „Köttelbecke“ bezeichnet. Grund dafür: seit den späten 1800er-Jahren wurden hier ungeklärte Abwässer eingeleitet. Bereits 1880 galt der Fluss als gekippt, war über die folgenden Jahrzehnte biologisch praktisch tot und auf einem Großteil seiner 83 Kilometer Länge hässlich kanalisiert. Definitiv ein Gewässer, von dem man sich fern hielt, da es je nach Wetterlage kilometerweit stank.

Dass wir Dir diesen Fluss heute präsentieren können, hängt mit einer unglaublichen Kraftanstrengung zusammen. Ab 1992, als der Bergbau in der Region rund um die Emscher endete, begann ein riesiges Renaturierungsprojekt für den Fluss sowie seine Nebenflüsse und -bäche. Ganze 30 Jahre lang wurde ausgebaggert, umgeleitet, alternative Abwasserkanäle errichtet und die Ufer und Böschungen der Emscher abgeflacht und bepflanzt. Der Erfolg: 2022 durfte die einstige Kloake nach 30 Jahren und etwa 5,4 Milliarden Euro als vollständig renaturiert vermeldet werden.

Für Dich besonders wichtig: Du kannst hier perfekt wandern und radeln, erlebst eine renaturierte Flusslandschaft und dennoch Industriekultur an jeder Ecke. Ein faszinierender Mix mit jeder Menge Symbolik für die Transformation. Schwimmen kannst Du in der Emscher allerdings nicht, da der renaturierte Lebensraum nicht gestört werden soll.

Die VeggieWorld in Düsseldorf

Stehst Du auf vegetarisch-vegane Lebensweisen? Dann dürfte die VeggieWorld genau das Richtige für Dich sein. Es handelt sich dabei um eine der weltweit größten Veranstaltungen der vegetarisch-veganen Szene und der dahinterstehenden Industrie. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen findet die VeggieWorld nicht nur an einem Ort statt. Es ist eine Veranstaltungsreihe, die mehrmals im Jahr an unterschiedlichen Standorten gastiert. Einer davon ist seit 2015 Düsseldorf, wo sich bei der jüngsten Edition gut 8.000 Besuchende und 115 Ausstellende die Klinke in die Hand gaben.

Für Dich besonders spannend: es handelt sich nicht nur um eine reine Messe. Die VeggieWorld ist ein Mix aus Messe, Festival und Markt. Zudem geht es nicht nur um Ernährung, sondern um einen viel breiteren tierleidfreien Ansatz. Die nächste Veranstaltung wird voraussichtlich im Mai 2025 in NRWs Landeshauptstadt stattfinden – also vormerken!

Übrigens: Wenn Du schon in Düsseldorf bist, könntest Du die etwa zweistündige Stadtführung „Klima (wandeln) in Düsseldorf“ mitmachen. Sie ist eine klassische Sehenswürdigkeiten-Führung und ein Spaziergang durch Düsseldorfs wichtigste Maßnahmen zur Bekämpfung und Anpassung an den Klimawandel.

Das Energeticon

Ein erheblicher Teil Nordrhein-Westfalens ist ein lebender Beweis für Transformation, insbesondere im Bereich der Energetik und Industrie. Dies beschränkt sich definitiv nicht nur aufs Ruhrgebiet. Es gibt jedoch nur wenige Orte, an denen Du diesen Wandel so eindrucksvoll erleben kannst wie im Energeticon. Das führt uns nach Alsdorf, etwas nördlich von Aachen. Auch in dieser Region wurde lange Zeit Steinkohle abgebaut.

In Alsdorf liegt die ehemalige Grube Anna II. Sie wurde 1983 geschlossen, bis 1992 waren auch andere damit verbundene Tätigkeiten beendet. Es gibt wohl keinen besseren Ort, um den energetisch-industriellen Wandel erlebbar zu machen. 2014 eröffnete in den übriggebliebenen Gebäuden das Energeticon. Es ist kein klassisches (Bergbau-)Museum, sondern ein erlebbares Zeugnis sowohl für das Alte als auch das Neue, mit der Möglichkeit zum Mitmachen, Anfassen und Experimentieren.

Das Klima-Erlebnis im Teutoburger Wald

Die Region Teutoburger Wald ist ein echtes Highlight für Naturfreund:innen. Hier lässt sich auf relativ kleinem Raum perfekt erleben, wie sich unterschiedliche klimatische Bedingungen auf Pflanzen und Tiere auswirken. Wer gerne wandert, sollte die verschiedenen KlimaErlebnisRouten ausprobieren. In Zusammenspiel mit einer eigens für die Routen entwickelten App werden durch Augmented-Reality-Funktionen zusätzlich die Spuren des menschlichen Einflusses auf das Klima und die Natur sichtbar gemacht.

Das LVR-Freilichtmuseum Kommern

Nachhaltigkeit bedeutet auch das Bewahren von Ursprünglichem und Althergebrachtem. Wenn Du Dich für Architektur interessierst, gibt es wohl in ganz Nordrhein-Westfalen keinen besseren Ort als Kommern, ein Ortsteil der Stadt Mechernich in der Eifel. Denn hier befindet sich das LVR-Freilichtmuseum Kommern, welches mit rund 100 Hektar eines der größten Freilichtmuseen Europas ist. Seit 1961 sammelt der Landschaftsverband Rheinland hier einen einzigartigen Schatz: das architektonische Erbe des Rheinlandes.

Etwa 80 historische Gebäude aus allen möglichen Kategorien, von Backhaus über Bauernhof bis Windmühle, stehen hier. Die meisten dieser Bauten wurden zuvor an anderen Orten abgetragen, abtransportiert und im Museum fachlich korrekt wieder aufgebaut. Das Museum versteht sich als Zentrum lebendiger Geschichtsvermittlung. Du wanderst also nicht nur zwischen den Häusern umher, sondern kannst dort mit Darsteller agieren, die passende Rollen übernehmen. Abgerundet wird dieser lehrreiche Spaß durch Wechselausstellungen zu verschiedenen Aspekten des Lebens im Rheinland.


29. Juli 2024