Ruhrgebiet
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8 geniale Reiseziele für Fans von Technikgeschichte

Deutschlands Industrie-Herzkammer hat viel zu bieten

Technikmuseen gehören zu den beliebtesten Sammlungen ihrer Art. Sie ziehen Jahr für Jahr unzählige Menschen an, die sich sonst vielleicht weniger für Kultur interessieren.

Bist du ebenfalls ein Freund von Maschinen und Technikkultur? Dann findest du in Nordrhein-Westfalen die wohl höchste Dichte an Technikmuseen in ganz Deutschland. Das liegt daran, dass das Gebiet des heutigen NRWs nicht nur das deutsche Herz der Industrialisierung war, sondern schon lange vorher zahlreichen Werkstätten und Manufakturen ein Zuhause bot.

Im folgenden Artikel stellen wir dir acht tolle Ausflugsziele vor. Dabei beginnen wir mit Absicht einige Kilometer südlich von NRW auf dem Gebiet von Rheinland-Pfalz – denn der Ausflug nach Koblenz lohnt sich allemal.

Wehrtechnische Studiensammlung Koblenz

Koblenz ist vom südlichen NRW bei lockerem Verkehr nur eine gute halbe Stunde entfernt. Falls du dich für Militärtechnik aller Art erwärmen kannst, solltest du diesen Abstecher in Erwägung ziehen.

In der Stadt an Rhein und Mosel liegt das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Dort widmet man sich nicht nur aktuellem Bedarf, sondern hat in mehr als einem halben Jahrhundert eine der besten militärtechnischen Sammlungen der Welt zusammengetragen, die WTS.

Für schlappe 3,00 Euro bekommst du hier auf fast 7.500 Quadratmetern alles zu sehen, was Armeen seit Napoleons Zeiten benötigen, wobei der Schwerpunkt auf dem 20. und 21. Jahrhundert liegt. Besonders bekannt ist die WTS, weil sie sehr viele Prototypen besitzt, die nirgendwo anders zu bestaunen sind. Definitiv solltest du einen Tag Zeit mitbringen, um die zahlreichen Exponate in der ehemaligen Kaserne zu bestaunen.

Deutsches Klingenmuseum Solingen

Die Stadt Solingen ist bundesweit als deutsche Herzkammer der Klingenfertigung bekannt. Bereits im Mittelalter wurden hier Klingen für Schwerter, Dolche und Streitäxte hergestellt. Somit ist es kein Wunder, dass die Stadt im Bergischen Land die Heimat des Deutschen Klingenmuseums  ist.

Das selbsternannte „schärfste Museum Deutschlands“ darf diesen Titel ohne jede Übertreibung tragen – einige zählen es sogar zu den besten Schneidwarenmuseen der Welt. Denn es präsentiert nicht weniger als die Geschichte der Klinge von den steinzeitlichen Frühmenschen bis heute. Egal ob Schneidwaren, Blankwaffen oder Besteck, hier gibt es Klingengeschichte und -kultur in höchster Dichte zu erleben.

Auch hier lohnt es sich definitiv ein paar Stunden Zeit mitzubringen. Für 4,50 Euro Eintritt bekommst du jede Menge Exponate und an manchen Tagen sogar Vorführungen und Workshops zu sehen.

Dampf Land Leute Museum in Eslohe

Das Sauerland im südöstlichen NRW ist schon seit langer Zeit eine Region, in der Industrie und Landwirtschaft auf hochinteressante Weise koexistieren. Dementsprechend gibt es hier eine reichhaltige Geschichte, die sowohl von Fabriken als auch kleinen Handwerksbetrieben und Bauernhöfen zeugt – ziemlich einzigartig im heutigen Deutschland.

Wenn du diese Kombination interessant findest, dann dürfte dein Herz in Eslohe ganz große Sprünge machen. Denn das Dampf Land Leute Museum schafft es, diese so unterschiedlichen Themengebiete zu einem atemberaubenden Gesamterlebnis zu verbinden. Für 7,00 Euro gibt es hier

  • Land- und Forstwirtschaft,
  • Dorfhandwerk,
  • Volkskunde und
  • industrieller Technik.

LWL-Museum Henrichshütte Hattingen

Das Kürzel LWL steht für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, welcher sich geografisch östlich des Rheins erstreckt. Mittlerweile betreibt der Verband nicht weniger als 18 Museen, die sich mit der regionalen Geschichte von

  • Alltagskultur,
  • Archäologie,
  • Handwerk,
  • Industrie,
  • Klosterkultur,
  • Kunst,
  • Naturkunde und
  • Technik

befassen. Definitiv wäre eine LWL-Museums-Tournee deshalb nicht die schlechteste Möglichkeit, seine Sommerwochenenden mit Ausflügen in NRW zu verbringen.

Eines der 18 Reiseziele ist das LWL-Museum Henrichshütte, die beste Adresse um traditionelles Hüttenwerk für die Herstellung von Roheisen und Stahl zu erleben. Zudem steht in Hattingen der älteste noch existierende Hochofen des Ruhrgebiets. Du findest hier also eine enorm verdichtete Mischung aus Technik, Industrialisierung und Regionalgeschichte vor.

Für 5,00 Euro kannst du erleben, wie es einstmals zuging, als der Ruhrpott noch eines der wichtigsten Industriegebiete der ganzen Welt war. Aufgrund der Weitläufigkeit und Komplexität der Anlage bist du gut beraten, für 2,00 € extra an einer Führung teilzunehmen.

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Nach deinem Besuch in Hattingen bietet sich ein Abstecher ins nahegelegene Bochum an – selbst bei lebhaftem Verkehr ist die Fahrt kurz. Denn während das Ruhrgebiet heute vor allem für Eisen und Stahl bekannt ist, liegt der Ursprung seines Aufstiegs in den Tiefen der Erde: der Steinkohle. Über Jahrhunderte hinweg wurde sie in riesigen Mengen zwischen Ruhr und Emscher gefördert.

Zwar sind bis heute mehrere Zechenmuseen erhalten – das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum ist jedoch das größte der Welt und eines der wenigen Museen im Pott, in dem du noch wirklich unter Tage fahren kannst. Auf insgesamt 12.000 unterirdischen Quadratkilometern kannst du hier zahlreiche Exponate entdecken. Dazu gehört ein fast anderthalb Kilometer langes Stollensystem, welches zeigt, unter welchen Bedingungen die Bergleute früher das schwarze Gold abbauten.

Allerdings bekommst du für deine 15,00 Euro Eintritt noch mehr zu sehen. Neben der Möglichkeit die Sonderausstellungen zu erkunden kannst du außerdem auf den Förderturm klettern – Top-Aussicht über das Ruhrgebiet garantiert.

Bis September 2026 hast du zudem die Chance, die Ewigkeitsgeräusche des Künstlers Moritz Fehr zu erleben. Eine Soundskulptur, die sich aus Geräuschen des Bergbaus zusammensetzt. Definitiv ein Wow-Erlebnis.

LWL-Freilichtmuseen Detmold & Hagen

Von Detmold bis Hagen bist du mit etwas Pech zwei Stunden über die A2 unterwegs. Je nachdem, was für dich besser erreichbar ist, musst du den Weg jedoch nicht auf dich nehmen. Denn in beiden Orten betreibt der LWL zwei recht ähnliche Freilichtmuseen.

Beide fokussieren sich darauf, als Erlebnismuseen Jahrhunderte der Handwerks- und Technikgeschichte auferstehen zu lassen – und zeigen dazu unter anderem viel historische Architektur. Der Fokus des Hagener Museums liegt etwas stärker auf Handwerk und Technik. Im Detmolder Museum spielt das Bäuerlich-Natürliche eine größere Rolle – dort hat man unter anderem historische Gärten angelegt und es gibt alte Haustierrassen zu erleben.

Die Preise sind mit 12,00 (Hagen) und 10,00 Euro (Detmold) ebenfalls human. Gerade deshalb wirst du wahrscheinlich über kurz oder lang beide Museen ansteuern, sofern dir eines davon gefällt. Beide Museen sind ein großartiges Erlebnis, mit dem du jeweils einen Tag locker füllen kannst.

Technikmuseum Freudenberg

Der Siegerländer Dialekt ist weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Dies faszinierende Mundart ist aber nicht der einzige Grund, weswegen wir dich ins Siegerland locken möchten.

Nein, es ist ein Museum, dessen Wirkung sich am besten mit derjenigen eines Spielzeugladens auf ein Kind beschreiben lässt. „…alles bewegt sich!“ lautet das sehr treffende Motto des Technikmuseums Freudenberg – maschinelle Bewegung ist hier in der Tat Programm. Unter anderem

  • Dampfmaschinen im Original und als Modell,
  • eine historische Maschinenwerkstatt,
  • eine Lokomobile,
  • zahlreiche Motorräder,
  • viele Funktionsmodelle früherer Fahrschulen,
  • zwei historische Großmotoren,
  • eine riesige historische Modell-Kirmes (Jahrmarkt),
  • ein selbstgebautes manuelles kleines Riesenrad und
  • alte Dampf- und Schmiedehämmer

erwarten dich. Egal, ob du als Kind Stabilbaukästen geliebt hast oder dich einfach für alte Maschinen begeisterst – für 6,00 Euro kannst du dir in Freudenberg mehrere Stunden feinstes Technikvergnügen gönnen.

Hinweis: Die genannten Preise sind Stand März 2025 und beziehen sich auf erwachsene Einzelbesucher ohne Vergünstigungen. Beachte zudem, dass sich zum Zeitpunkt der Texterstellung einige der Museen noch in der Winterpause befanden. Checke vor einer Reise deshalb stets deren Websites, die wir verlinkt haben.


18. März 2025